Ende 2018 hatte Gerhard Schick genug. Noch vor Ablauf seiner Amtszeit trat der Politiker aus dem deutschen Parlament desillusioniert zurück. Dreizehn Jahre lang beschäftigte sich der Finanz­spezialist der Grünen vor allem mit Fragen der ­Bankenaufsicht. Seine Bilanz: Die ­Politiker vertreten nicht die Interessen der Bürger, sondern die der Banken.

Schick gründete die «Bürgerbewegung Finanzwende», welche der Bankenlobby eine Lobby der Sparer gegenüberstellen will. Und er schrieb das Buch «Die Bank gewinnt immer»: eine Abrechnung mit einer aus dem Ruder geratenen Branche, welche das Vertrauen in den Staat als Regulator ­untergräbt und die «Gesellschaft vergiftet», wie es im Untertitel heisst.

Schick bezieht Position. Das tut aber der Glaubwürdigkeit seines hervorragend ­recherchierten Buchs keinen Abbruch. Das Sündenregister der Banken, das er präsentiert, ist lang: Bilanzfälschung, Steuerbetrug, Geldwäsche, Insiderhandel, Offshore-Geschäfte. Auch das heimliche Wirken der Schweizer Banken kommt zur Sprache. Etwa die Rolle der Credit Suisse und der UBS in der 2011 aufgedeckten «Libor-Affäre»: Jahrelang manipulierten Grossbanken den Liborzinssatz, um die Kreditzinsen für ihre Kunden zu erhöhen. «Meine These ist», schreibt der Autor, «dass das Geschäfts­modell einer Grossbank ohne ­Berührung zu kriminellen Aktivitäten gar nicht mehr denkbar ist.»

Das Buch hinterfragt auch das Vertriebssystem der Bankbranche, «die zu grossen Teilen nicht wesentlich anders operiert als die Nigeria Connection», um Sparer um ihr Geld zu bringen, schreibt Schick. Der Job von Bankberatern sei es nicht, Kunden zu beraten, sondern die Produkte ihrer ­Arbeitgeber zu verkaufen: «Das ist in etwa so, als würde man sich von einem Anwalt ­vertreten lassen, der bei der Gegenpartei angestellt ist.»

Gerhard Schick, «Die Bank gewinnt immer. Wie der Finanzmarkt die Gesellschaft vergiftet», Campus, Frankfurt 2020, ca. 30 Franken