Computerarbeit: So bleiben sie fit am Bildschirm
Viele sitzen während Stunden vor dem Computer. Die Folge: schmerzende Hände, ein taubes Gefühl in den Armen, verspannte Schultern. Doch Betroffene können vorbeugen. saldo sagt, wie es geht.
Inhalt
saldo 05/2010
13.03.2010
Letzte Aktualisierung:
16.03.2010
Sonja Marti, Redaktion Gesundheitstipp
Clemens Conrad war ein sportlicher Mann, gerade mal 20 Jahre alt. Doch dann begannen seine Hände und Handgelenke zu schmerzen. Die Unterarme schwollen an. Bald schaffte er es kaum noch, einen Becher zu halten. Getränkeflaschen konnte er nicht mehr öffnen. Selbst Messer und Gabel zu halten schmerzte ihn. Schuld daran: das jahrelange Spielen und Arbeiten am Computer.
Fachleute bezeichnen solche Beschwerden als Repetitive Strain Injuries (RSI), das heisst Verletzungen d...
Clemens Conrad war ein sportlicher Mann, gerade mal 20 Jahre alt. Doch dann begannen seine Hände und Handgelenke zu schmerzen. Die Unterarme schwollen an. Bald schaffte er es kaum noch, einen Becher zu halten. Getränkeflaschen konnte er nicht mehr öffnen. Selbst Messer und Gabel zu halten schmerzte ihn. Schuld daran: das jahrelange Spielen und Arbeiten am Computer.
Fachleute bezeichnen solche Beschwerden als Repetitive Strain Injuries (RSI), das heisst Verletzungen durch sich wiederholende Belastungen. Besonders gefährdet sind Menschen, die täglich mehrere Stunden am Bildschirm arbeiten. Sie machen tausendfach dieselben Bewegungen. Das überlastet Hände, Arme und Schultern. Die Folge sind Schmerzen, verspannte Muskeln, entzündete Nerven und Sehnen, zuweilen ein Taubheitsgefühl und Kraftverlust.
Rund 55 Prozent der Menschen, die am Computer arbeiten, leiden an Nackenschmerzen, 37 Prozent an Schulterschmerzen und 20 bis 25 Prozent haben Beschwerden in den Händen. Das zeigte eine Umfrage in Deutschland. Fachleute gehen davon aus, dass in der Schweiz ähnlich viele Menschen betroffen sind.
Ergonomische Maus half gegen schmerzende Finger
Auch der Zürcher Architekt Lukas Sieber (Name geändert) zeichnete stundenlang Pläne praktisch nur mit der Maus. Das häufige Klicken war für seinen Zeigefinger irgendwann zu viel: Das Gelenk begann stark zu schmerzen. «In stressigen Zeiten musste ich den schmerzenden Zeigefinger mit dem Mittelfinger zusammenbinden, damit ich arbeiten konnte», erzählt Sieber.
Was ihm half: eine ergonomische Maus. Sie fördert eine entspannte Position der Hand und erleichtert das Klicken. Sieber: «Anfangs hatte ich etwas Mühe, sie zu manövrieren.» Doch nach ein, zwei Wochen habe er sich daran gewöhnt. «Schmerzende Finger sind seither Geschichte.»
Ergonomie-Spezialist Hansjörg Huwiler vom Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene in Zürich rät, bei Schmerzen von der Computerarbeit möglichst bald aktiv zu werden: «Nach spätestens sechs Wochen sollte man etwas unternehmen.» Denn sonst könnten die Beschwerden chronisch werden und nur noch schwer heilen. Etwas unternehmen heisst erst einmal, den Arbeitsplatz ergonomisch gut einrichten (siehe unten). So lassen sich viele Beschwerden lindern.
Walter Lips von der Suva empfiehlt zudem, beim Arbeiten regelmässig die Sitzposition zu verändern. Das entlaste die Bandscheiben und beuge verspannten Muskeln vor. Während der Arbeit helfen kurze Pausen. Architekt Sieber hat dafür ein spezielles Computerprogramm. Es lässt regelmässig eine Meldung am Bildschirm erscheinen, dass jetzt Zeit für einen Unterbruch sei. Denn bei konzentrierter Arbeit gehen Pausen gerne vergessen. Zudem steht das Telefon von Sieber ein Stück entfernt. «So stehe ich zum Telefonieren auf.»
Um die Maus-Hand zu entlasten, raten Fachleute, vermehrt die Tastatur zu verwenden. Im Internet findet man Listen mit den Tasten-Kombinationen für Windows und für Mac, die das Klicken mit der Maus ersetzen. Am besten gibt man bei einer Suchmaschine das Stichwort «Shortcuts» und das entsprechende Betriebssystem ein.
Dehnübungen können Beschwerden lindern und vorbeugen
Hansjörg Huwiler empfiehlt zudem, die Maus nicht verkrampft festzuhalten, sondern mit der ganzen Hand locker zu umschliessen. Wenn man die Maus nicht braucht, sollte man sie loslassen. Wer viel doppelklicken muss, sollte eine Zwei-Tasten-Maus haben. Bei diesen kann man eine der Tasten fürs Doppelklicken programmieren. Wer hingegen häufig in Dokumenten blättern und den Fenster-Inhalt hinauf- und hinunterschieben muss, profitiert von einer Maus mit «Scroll»-Rädchen.
Ein wirksames Mittel gegen schmerzende Hände, Arme und Schultern sind auch regelmässige Dehnübungen, sagt Ergonomie-Spezialist Huwiler. Damit kann man Beschwerden lindern und vorbeugen. Auch Clemens Conrad machte mit Übungen gute Erfahrungen. Seine Schmerzen haben unterdessen gebessert. Er hat eine ganze Reihe solcher Übungen für andere Betroffene zusammengestellt. Eine Anleitung zu zwölf dieser Dehnübungen gibt es auf dem Gratis-Merkblatt (siehe unten).
Tipps: So richten Sie den Arbeitsplatz ergonomisch ein
- Stuhl und Tisch sollten die richtige Höhe haben, sodass Knie und Ellbogen einen rechten Winkel bilden. Dafür sollte der Tisch in der Höhe verstellbar sein. Ist das nicht möglich, hilft bei kleinen Personen eine Fussstütze. Grosse Menschen stellen den Tisch höher.
- Der Monitor sollte nicht zu hoch oder tief stehen. Ideal ist, wenn die Oberkante des Bildschirms leicht unter der Augenhöhe liegt.
- Maus und Tastatur gehören auf den Tisch, mit zirka 10 bis 20 cm Abstand von der Tischkante. So kann man die Unterarme abstützen. Völlig ungeeignet sind tiefer gesetzte Schubladen für die Tastatur. Denn sie bieten zu wenig Platz für ein bequemes Arbeiten.
- Die Tastatur sollte flach auf dem Tisch liegen und nicht hinten hochgestellt sein. Sonst knickt man beim Tippen die Handgelenke zu stark ab.
- Ein weiches Polster als Handgelenkstütze kann die Hände zusätzlich entlasten.
- Die Maus sollte möglichst nahe neben der Tastatur liegen, damit man den Arm nicht verkrampft. Wer nur selten Zahlen tippt, wählt eine schmalere Tastatur ohne Ziffernblock.
Weitere Tipps: