Gibt es eigentlich einen Fachbegrifffür Leute, die beim Einkauf alles ­befingern müssen? Falls nicht, schlage ich das berndeutsche Wort «Chafli» vor. 

Das Chafle, das Alles-Anfassen, liegt vielen Schweizern in den Genen. Es ist also nichts Aussergewöhnliches – selbst in hygiene-intensiven Coronazeiten. Nur sollte man sich das mit etwa fünf Jahren abgewöhnt haben. Oder stecken Sie sich auch noch immer alles in den Mund? Eben.

Die Chaflis erkennt man im Laden daran, dass sie Früchte und Gemüse ausgiebig ­prüfen, bevor sie diese ins Körbchen legen. Da wird auf Wassermelonen geklopft, die Rüebli werden darauf geprüft, wie weit sie sich biegen lassen – oder eben noch richtig knackig sind. Tomaten, ob sie noch fest sind und Aprikosen darauf, ob sie nicht mehr zu fest sind.

Am liebsten tummelt sich der oder die Chafli vor den Avocados. Diese Früchte werden mehr gedrückt als Partner und Haustier zusammen. Die beliebteste Technik ist der Daumendruck. Die Avocado wird wie eine Handgranate in die Hand genommen, Kopfteil oben, und dann wird der Daumen zünftig in die Schale gebohrt. Dieses Vorgehen ist ­darum wichtig, weil die Druckstellen auf der Avocado schon am nächsten Tag weich und braun sind. Und sofort zu faulen beginnen. Darum chaflen Chaflis. Nur so erkennen sie, ob die Frucht bereits von andern Chaflis bechaflet wurde. 

Selbst die Pandemie kann den Chaflis nichts anhaben. Was darauf hindeuten könnte, dass Früchte und Gemüse tatsächlich das Immunsystem stärken.