Die beiden deutschen Biologen und Wissenschaftsjournalisten Hanno Clarius und Richard Friebe nehmen die Leser mit auf eine Expedition in das Ökosystem Mensch. Ihr hauptsächliches Interesse gilt dem Darm. Der Darm ist der Hort der meisten der 100 Billionen von Mikroorgansimen, die jeden einzelnen Menschen bevölkern. 

Die meisten dieser Mitbewohner sind so klein, dass sie auch unter einem sehr starken Mikroskop kaum sichtbar sind. Und doch beeinflussen sie uns jeden Tag. Sie sind nützliche Verdauungshelfer, die nebenbei auch noch Vitamine produzieren. Aber das ist längst nicht alles. Immer mehr Ärzte und Wissenschafter sind überzeugt, dass auch Herz-Kreislauf- und Krebsleiden sowie Diabetes oder Allergien mit Bakterien oder deren Fehlen zu tun haben.

Verantwortlich dafür, dass die Vielfalt der zwischen 1000 und 1400 Arten von Darmbakterien dezimiert wird, ist «die typische westliche Ernährungsweise». Die einfachsten Gegenmittel sind bekannt: Viel Gemüse essen. Zucker meiden, Weissmehl ebenfalls, genauso wie alle anderen Formen hoch verarbeiteter Nahrungsmittel. Dennoch, wie genau eine individuelle bakterienfreundliche Ernährung aussieht, wissen auch die beiden Autoren nicht. Die Forschung dazu stehe erst am Anfang.

Die spannende Lektüre macht klar: Wer Bakterien primär als Feinde betrachtet und sie mit übertriebener Hygiene und Antibiotika bekämpft, liegt falsch. Bakterien im Darm haben mehr mit unserem Wohlbefinden zu tun als bisher bekannt.

Hanno Charisius, Richard Friebe, «Bund fürs Leben. Warum Bakterien unsere Freunde sind», Hanser, ca. Fr. 31.–