Klimawandel ist mehr als Diagramme mit steigenden Temperaturkurven und Schreckensbilder mit schmelzenden Gletschern. Für den Londoner Geografieprofessor Mike Hulme treffen im Klimawandel «Natur und Kultur» aufeinander. Dabei wird schnell klar, dass Gut und Böse nicht immer einfach zu trennen sind. Beispiel: Biotreibstoff. Biosprit schädigt zwar das Klima weniger als Benzin oder Diesel. Dafür sorgt er für Hunger und schlechtere Lebensmittel, weil die Produktion oft die Nahrungsmittelsicherheit und die Bekämpfung der Armut in Frage stellt.

Hulmes Buch ist geprägt von seinem persönlichen Werdegang. Er beginnt beim kühlen Forscher, der den Klimawandel nüchtern und wissenschaftlich beschrieben hat. Geht weiter über den persönlich Betroffenen, der über die Grösse seines «ökologischen Fussabdruckes» erschrocken ist, bis hin zum Experten, der sich fragt, wie «unterschiedliche Auffassungen über das Wesen naturwissenschaftlicher Erkenntnisse» für politische Entscheide nutzbar gemacht werden können. Denn klar ist: Das Klima ist ein «Hebel», eine «Schlüsselkomponente», wie die Welt künftig aussehen wird. Und klar ist auch: Der Mensch ist für Klimaveränderungen verantwortlich. Für Hulme ist der Klimawandel kein Problem, das «gelöst» werden kann, sondern ein Problem, mit dem wir leben müssen. Dem verlorenen Paradies nachtrauern oder die apokalyptische Katastrophe an die Wand malen bringt dabei wenig. 

Hulme leugnet keine Fakten. Er formuliert meist klar und bringt frischen Wind in eine Debatte, die geprägt ist von Grabenkämpfen

Mike Hulme, «Streitfall Klimawandel», Oekom, ca. Fr. 40.–