Ren Jianxin? Zhejiang Henglin? Den wenigsten hierzulande sind diese Namen ein Begriff. Das sollten sie aber sein. Ren Jianxin ist CEO des chinesischen ­Chemiekonzerns ChemChina, der 2016 den Basler Agrochemiekonzern Syngenta kaufte. Und der chinesische Büromöbelkonzern Zhejiang Henglin besitzt seit 2019 die tra­ditionsreiche Schweizer Möbelherstellerin Lista Office in Degersheim SG.

In den letzten Jahren erschienen einige Bücher über die Expansionslust des Reichs der Mitte. Wolfgang Hirns «Chinas Bosse» verfolgt den interessantesten Ansatz. Das Buch geht ganz nahe an die chinesischen Chefs heran, zeigt, was sie bewegt, wie sie führen und sich mit dem Staat arrangieren, dessen Arm tief in die Firmen reicht.

Doch der Staat kontrolliert nicht nur, er fördert auch. Wo private Investoren an ihre Grenzen stossen, springt er als Financier ein. Und er tut alles, um seinen Unternehmern die globalen Handelswege zu öffnen. Im Herbst 2013 stellte Präsident Xi Jinping seine «One Belt, One Road»-Initiative vor. Ein gigantisches Projekt entlang der historischen Seidenstrasse, das bis 2049 die Verkehrswege von rund 70 Ländern in Asien, Afrika und Europa verbinden soll. China investiert offensiv in Strassen, Schienennetz und Häfen, was die beteiligten Länder in gefährliche Abhängigkeiten bringt.

Dabei zeigt sich ein Muster: China ­forciert das Geschäft mit dem Westen, will aber die Regeln bestimmen. 2016 erlangte die chinesische Reederei Cosco die Mehrheit am strategisch wichtigen griechischen Hafen Piräus. Umgekehrt würde es Jinping aber nie zulassen, dass ein Westkonzern eine ähnliche Machtposition in China ­erhält. Für Autor Hirn ist klar: Passt der ­Westen seine Wirtschaftspolitik nicht an die chinesische Strategie an, werden Chinas Bosse bald auch die unsrigen sein.

Wolfgang Hirn, «Chinas Bosse. Unsere unbekannten Konkurrenten», Campus Frankfurt/ New York 2018, ca. 30 Franken