Im Oktober war ich vier Wochen in London. Ich fuhr fast jeden Tag mit U-Bahn, Zug und Bus. Manche Züge verspäteten sich. Einzelne U-Bahn-Züge fielen aus. Trotzdem reiste ich ­gelassener als in der Schweiz. Denn der Service public wird in England noch grossgeschrieben. Einige Beispiele:

In den Bahnhöfen gibt es genügend Personal, und die Schalter sind geöffnet. Im verschlafenen Städtchen Dorking zum Beispiel, rund eine Stunde von der Londoner City entfernt, ist der Bahnhof auch am Sonntagnachmittag ­besetzt. Die Schalterangestellte bemühte sich, auch für unwissende Touristen den besten ­Tarif zu finden. Dabei nannte sie jeden ­«Darling». An vergleichbaren Bahnhöfen in der Schweiz sind hingegen fast nur stumme Automaten zu finden, die selbst Einheimische kaum bedienen können.

Kunden der Londoner Verkehrsbetriebe ­müssen sich nicht wie Verbrecher vorkommen, wenn sie einen Fehler machen. Wer es zum ­Beispiel verpasst, das elektronische Billett beim Aussteigen zu scannen, muss zwar automatisch den Maximaltarif zahlen. Die Verkehrsbetriebe machen den Kunden aber auf seinen Fehler ­aufmerksam und fordern ihn auf, via Internet seinen Ausstiegsbahnhof mitzuteilen. War der Maximaltarif zu hoch, erhält der Kunde den ­Differenzbetrag zurück. In der Schweiz hingegen werden schon Millimeter-Abweichungen beim Abstempeln der Mehrfahrtenkarte gnadenlos ­gebüsst.

In den Zügen hat es Toiletten – in den ­Regionalzügen der Eisenbahngesellschaft ­Thameslink mit zwölf Waggons zum Beispiel gleich fünf. Und in jedem Wagen zeigt ein ­Bildschirm an, wo sich die Toiletten befinden und ob sie besetzt sind. In grossen Bahnhöfen sind die Toiletten zudem gratis – und sauber. In grossen Schweizer Bahnhöfen kostet der WC-Besuch zwei Franken. Und in den Regionalzügen gibt es oft nur ein einziges WC, das oft nicht einmal funktionstüchtig ist.