Der Bundesrat setzte im Jahr 2013 ein neues Trassenpreis­system in Kraft. Es bemisst den Preis, den ein Zug für die Benutzung der Gleise und Bahnanlagen dem Betreiber des Schienennetzes entrichten muss. Folge: Der Personenverkehr wird stärker zur Kasse gebeten als der Güterverkehr (saldo 14/14).

Nun haben die SBB und das Bundesamt für Verkehr das Trassenpreissystem bereits wieder überarbeitet: Bahnpassagiere sollen noch mehr zahlen. Eine entsprechende Verordnungsänderung liegt zur Vernehmlassung bei Kantonen, Parteien und Verbänden. 

Kernstück des neuen Trassenpreises ist die Einführung eines sogenannten Verschleissfaktors. Dieser soll die Kosten für die Beschädigung der Gleise verursachergerechter erfassen als bisher. «Hohe Geschwindigkeiten und starke Beschleunigungen haben einen grösseren Einfluss auf die Abnutzung der Gleise als das absolute Gewicht eines Zuges», behauptet das Bundesamt ­gegenüber saldo. Deshalb sollen Güterzüge die Gleise weniger stark abnutzen als Personenzüge.

Alte Doppelstockzüge schneiden besser ab 

Auf Basis von beobachteten Fahrbahnbeschädigungen haben SBB, Wissenschafter und das Bundesamt eine komplizierte mathematische Formel entwickelt, die den Verschleiss «realitätsnah» abbilden soll. Je nach Eigenschaft von Fahrzeug und Strecke ergibt sich mit dieser Formel eine unterschiedliche Abnutzung der Gleisanlagen. Pikantes Detail: Die Doppelstockzüge der Zürcher S-Bahn der ersten Generation beschädigen die Gleise gemäss dieser ­Formel deutlich weniger als die neuen Doppelstockzüge Kiss von Stadler Rail.     

Güterverkehr wird noch mehr bevorzugt

Das neue Trassenpreissystem soll Anfang 2017 in Kraft treten. Auf denselben Termin müssen alle Benutzer der Bahninfrastruktur einen zusätzlichen Beitrag von 100 Millionen Franken jährlich an die Kosten leisten. Die neue Berechnungsmethode der Trassenpreise führt dazu, dass die SBB und andere Bahnbetreiber diese Zu­satzkosten fast vollständig dem Personenverkehr auferlegen können. 

Die Einführung des Verschleissfaktors dient dazu, den Güterverkehr auf Kosten der Bahnpassagiere noch stär­ker zu bevorzugen. Das Bundesamt für Verkehr gibt zu: «Eine gewisse Belastung des Personenverkehrs im Trassenpreissystem ist gewollt und politisch abgestützt.»

Die Mehrkosten für den Personenverkehr betragen voraussichtlich gegen 95 Millionen Franken, für den Güterverkehr gut 5 Millionen Franken. Das heisst, Bahnkunden müssen einmal mehr mit saftigen Preiserhöhungen rechnen.  

Auch Österreich berücksichtigt den Faktor Verschleiss: Für gleisbelastende Loks wird ein Zuschlag berechnet, gleisschonende erhalten einen Rabatt. Eine Quersubventionierung von Personen- zu Güterverkehr findet aber nicht statt. Güter- und Personenverkehr liefern nämlich pro Kilometer etwa den gleichen Betrag für die Trassennutzung ab.

Preisüberwacher Stefan Meierhans wollte sich zum neuen Trassenpreissystem nicht äussern. Er werde im Rahmen der Vernehmlassung gegenüber dem Bundesamt Stellung nehmen.