Übertriebene Schwarzmalerei
Die Wirtschaftsverbände drohten, ein Ja zur Abzocker-Initiative habe verheerende Folgen. Genauso war es vor der Pensionskassen-Abstimmung: Doch den Kassen geht es heute gut – trotz <br />
düsterer Prognosen.
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saldo 05/2013
20.03.2013
Yves Demuth
Vor drei Jahren lehnte das Volk in einer Abstimmung tiefere Pensionskassenrenten mit einer Mehrheit von 72,7 Prozent ab. Zum Vergleich: Die Abzocker-Initiative von Thomas Minder erhielt 68 Prozent Zustimmung.
Der klare Ausgang dieser Abstimmungen ist umso erstaunlicher, als die Gegner unter Führung des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse den Stimmbürgern mit düsteren Zukunftsszenarien drohten: Grossunternehmen würden bei Annahme der Abzocker-Initiative reihen...
Vor drei Jahren lehnte das Volk in einer Abstimmung tiefere Pensionskassenrenten mit einer Mehrheit von 72,7 Prozent ab. Zum Vergleich: Die Abzocker-Initiative von Thomas Minder erhielt 68 Prozent Zustimmung.
Der klare Ausgang dieser Abstimmungen ist umso erstaunlicher, als die Gegner unter Führung des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse den Stimmbürgern mit düsteren Zukunftsszenarien drohten: Grossunternehmen würden bei Annahme der Abzocker-Initiative reihenweise die Schweiz verlassen, Arbeitsplätze zu Tausenden abgebaut werden. Kaum war die Abstimmung vorbei, konnten die Wirtschaftsverbände kein einziges Unternehmen nennen, das sich nun mit Wegzugsplänen befasste.
Auch vor der Abstimmung über die Rentensenkung hatten der Pensionskassenverband Asip, der Versicherungsverband sowie das Bundesamt für Sozialversicherungen vor einschneidenden Folgen gewarnt, wenn das Volk eine Kürzung der Pensionskassenrenten ablehne. So prophezeite Asip-Direktor Hanspeter Konrad im Februar 2010 der «NZZ»: «KMU und ihre Arbeitnehmer müssten nachträglich Geld einschiessen, damit die zu hohen Renten finanziert sind.» Der Asip-Präsident warnte zudem vor Sanierungsmassnahmen, die wegen zu hoher Renten notwendig würden.
Das Bundesamt sprach von jährlich 600 Millionen Franken, die den Kassen künftig fehlen würden, und schrieb, «diese Lücke liesse sich vermutlich nur mit
einer Erhöhung der Prä-mien schliessen». Zudem könnten die Pensionskassen in Unterdeckung geraten, weil ihnen das Geld ausginge. Eine Unterdeckung besteht dann, wenn eine Kasse nicht genügend Vermögen hat, um alle versprochenen Renten oder Austrittsleistungen zu finanzieren.
Bundesamt warnte: Pensionskassen droht Unterdeckung
Jetzt, drei Jahre später, zeigt sich, dass sich diese Schwarzmalerei nicht bewahrheitet hat.
- Ende 2012 standen die Pensionskassen wirtschaftlich deutlich besser da als 2010. Allein im letzten Jahr erwirtschafteten grosse Vorsorgestiftungen eine Rendite von 6,7 Prozent (Swisscanto) bis 7,2 Prozent (Credit Suisse). Der Pensionskassenverband Asip berechnete die durchschnittliche Rendite auf 6,3 Prozent. Zum Vergleich: Der Bundesrat schrieb 2010, für einen Umwandlungssatz von 6,8 Prozent brauche es eine langfristige Durchschnittsrendite von 4,9 Prozent. Und das sei unrealistisch.
- Auch die Deckungsgrade sind gestiegen – trotz angeblich viel zu hoher Rentenzahlungen. Dies zeigen die Beispiele von mittelgrossen Pensionskassen wie Abendrot, Nest oder PKG. Alle drei zahlten sowohl im obligatorischen wie auch im freiwilligen Teil der Altersvorsorge Renten, die dem gesetzlichen Mindest-Umwandlungssatz entsprechen.
Bei allen drei Kassen lag der Deckungsgrad Ende 2012 bei 106 bis 108 Prozent. Das sind 1,5 bis 4 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Dies, obwohl die PKG den sogenannt technischen Zins gesenkt hatte, was sich negativ auf die Höhe des Deckungsgrads auswirkt, aber nichts an der stattlichen Reserve ändert.
Auch für Simone Piali von der Sammelstiftung Integral ist der gültige Umwandlungssatz kein Problem: Diese Pensionskasse zahlt sogar die Renten auf der Basis von 6,8 bis 7 Prozent. Die Integral erwirtschaftete in den letzten zehn Jahren durchschnittlich einen Ertrag von unglaublich hohen 9 Prozent auf dem Alterskapital der Versicherten. Auch heute seien Jahresrenditen von 6 Prozent möglich, sagt Piali. Das haben die bisher veröffentlichten Ergebnisse der Pensionskassen für das letzte Jahr bestätigt.