Vom Putzmittel bis zum Dünger: Tierversuche inklusive

Tiere leiden nicht nur für die Entwicklung von Medikamenten, sondern auch für Alltagsprodukte wie Pflanzenschutzmittel oder Konservierungsstoffe. Das zeigt eine neue Broschüre des Schweizer Tierschutzes.

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saldo 08/2012

24.04.2012

Sabine Rindlisbacher

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Forschung und Industrie setzten im Jahr 2010 in der Schweiz bei Versuchen 761 675 Tiere ein. Dies geht aus der jährlichen Tierversuchsstatistik des Bundesamtes für Veterinärwesen hervor. Neben Ratten und Mäusen experimentierten die Forscher unter anderem mit 125 000 Vögeln, 1300 Pferden und Eseln, 3100 Hunden und 740 Katzen. Julika Fitzi, Tierärztin und Leiterin der Fachstelle Tierversuche beim Schweizer Tierschutz, kritisiert: «95 Prozent der Tiere sterben bei oder unmittelbar nach den Versuchen.»

Kosmetik: Hersteller umgehen das Tierversuchsverbot

Ein Grossteil dieser Tiere stirbt laut der Schweizer Tierschutzorganisation nicht für die Erprobung neuer Medikamente, sondern für Alltagsprodukte wie Putz- oder Düngemittel. Das geht aus ihrer neuen Broschüre hervor. Einige Beispiele:

Abwaschmittel: Neu entwickelte Substanzen für Abwaschmittel testen Hersteller an Ratten, Mäusen, Kaninchen, Meerschweinchen, Fischen und Vögeln. Laut eigenen Angaben stellen sie so sicher, dass die Stoffe weder Umwelt noch Menschen gefährden. Julika Fitzi hat die nach internationalen Richtlinien vorgeschriebenen Testverfahren für eine chemische Substanz auf die Tierzahl umgerechnet. Das Resultat: Die Hersteller von Abwaschmitteln verbrauchen mehr als 10 000 Tiere.
Körperpflege: In der EU und in der Schweiz sind Tierversuche für kosmetische Fertigprodukte verboten. In der EU auch für die einzelnen Bestandteile – nicht so in der Schweiz. Die Hersteller können das Verbot aber leicht umgehen, indem sie auf Rohstoffe zurückgreifen, die man zuvor für andere Alltagsprodukte an Tieren getestet hat. Das gilt gemäss Julika Fitzi «auch für einen Grossteil der sogenannten Naturkosmetik». Kaninchen müssen für Augentests herhalten, Meerschweinchen schert man das Fell und trägt chemische Substanzen auf.
Lebensmittel: Zusatzstoffe wie Konservierungs- und Antioxidationsmittel sowie Farbstoffe können bei Menschen Allergien auslösen und gelten teilweise gar als krebsfördernd. Tierversuche sollen helfen, diese Produkte risikoarmer zu machen. Fitzi: «Häufig kommen für Versuche gezüchtete Hunde zum Einsatz, da ihre Organe jenen des Menschen ähneln.»
Pflanzenschutzmittel und Dünger: In der Schweiz sind Tierversuche bei neuen Substanzen für Pflanzenschutz- und Düngemittel erlaubt, da diese ins Trinkwasser gelangen können. Die Stoffe werden auch an Fischen getestet. 2010 wurden rund 40 000 Fische für solche Experimente verwendet. Fitzi: «Fische sind sehr stressempfindlich und daher dankbare Opfer für Tierversuche.»
Abgase: Durch Tierversuche mit Autoabgasen wollen die Forscher Schädigungen des Immunsystems, der Lungenfunktion, Allergien und das krebserregende Potenzial von Abgasen untersuchen. Fitzi: «Dafür sperren sie Tiere in Behälter und lassen Abgase in unterschiedlicher Zusammensetzung und Konzentration einfliessen.»

Infos zu Tierversuchen

Die Broschüre «Tierversuche in Alltagsprodukten» des Schweizer Tierschutzes enthält auch Tipps, wie Konsumenten die betreffenden Produkte meiden können. Sie ist ab dem 25. April im Internet unter www.tierschutz.com aufgeschaltet.

Die Broschüre kann auch kostenlos bestellt werden: Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, 4008 Basel, oder via E-Mail unter sts@tierschutz.com. Telefonische Bestellungen: 061 365 99 99.

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