Jeder Schweizer weiss: Wer im Ausland mit dem Handy telefoniert, kann ein kleines Vermögen ausgeben. So kostet ein kurzer Anruf von 3 Minuten von Deutschland in die Schweiz bei Orange 6 Franken. Der Angerufene zahlt für das Gespräch Fr. 2.40.

Längst scheinen sich die Schweizer resigniert mit solch horrenden Preisen abgefunden zu haben: Roaming, das Telefonieren im Ausland, ist teuer. Basta. Grund sind die Abkommen, welche die Telefongesellschaften untereinander abgeschlossen haben.

Doch es geht auch an­ders: Die EU verlangt von den Telekomkonzernen seit Jahren tiefere Gebühren. Dieser Forderung sind sie nur zum Teil nachgekommen. Deshalb setzt die EU  ab 1. Juli nun Maximaltarife fest.

Sie schreibt den Telefonunternehmen also vor, wie hoch die Gebühren maximal sein dürfen. EU-Bürger sparen damit eine beträchtliche Menge Geld. Pro Minute kostet für sie ein Anruf ins Ausland umgerechnet nur noch 49 Rappen. Wer angerufen wird, bezahlt nur 15 Rappen.


Nicht nur Anrufe, auch SMS sind für Schweizer massiv teurer

Die Schweizer spüren von dieser Verbilligung nichts. Denn Swisscom, Sunrise und Orange belassen ihre Gebühren auch nach dem 1. Juli auf dem bisherigen Preis­niveau. So zahlen Swisscom-Kunden für ausgehende Auslandanrufe mit 85 Rappen pro Minute bald rund 75 Prozent mehr als EU-Bürger.

Eingehende Anrufe sind mit 40 Rappen sogar rund 170 Prozent teurer. Noch kostspieliger sind Auslandanrufe für Kunden der anderen Schweizer Telefonanbieter. Bei Sunrise zahlt man mit Fr. 1.70 pro Minute vom Ausland in die Schweiz rund dreieinhalbmal so viel wie in der EU, bei Orange mit 2 Franken sogar viermal so viel.

Happig sind auch die Gebühren für den SMS-Versand. Eine Kurznachricht aus dem Ausland kostet bei Swisscom 40 Rappen, bei Orange 45 Rappen und bei Sunrise 50 Rappen. Dieselbe SMS von einem EU-Handy belastet das Konto mit nur 15 Rappen.

Im Ausland eingehende Anrufe sind bei Schweizer Handy-Abos bis fünfmal teurer als es die EU ab Juli zulässt. Bis 2015 sollen in der EU sämtliche Extrakosten für das Telefonieren im Ausland mit dem Handy wegfallen.

Auch das Surfen im Internet mit dem Handy soll dann im gesamten EU-Raum gleich günstig sein. Eine technische Rechtfertigung für höhere Kosten beim Telefonieren im Ausland gibt es nicht.


Die Petition verlangt für die Schweiz gleiche Tarife wie in der EU

Damit auch Schweizer von dieser Entwicklung profitieren, lancieren saldo, «K-Tipp» und «Bon à Savoir» eine Petition für faire Preise beim Handy-Roaming. Dar­in verlangen die Unterzeichnenden von Bundesrätin Doris Leuthard ebenfalls eine maximale Obergrenze fürs Telefonieren und für den Datentransfer mit dem Handy im Ausland.

Das Telefonieren soll damit in der Schweiz gleich günstig werden wie in der EU. Doris Leuthard ist als Kommunikationsministerin für die Telefontarife und für die Swisscom zuständig. Der Bund ist ausserdem Mehrheitseigentümer der Swisscom und könnte diese Senkung beim eigenen Betrieb jederzeit anordnen.

saldo-Leser können den Unterschriftenbogen ausfüllen und einsenden. Wer weitere Bögen braucht, um Unterschriften im Bekanntenkreis zu sammeln, kann sie unter www.saldo.ch herunterladen. Es geht sogar noch bequemer: Die Petition lässt sich auch gleich online unterschreiben.