Wer seine Kreditkarte in der Schweiz einsetzt, bezahlt in der Regel keine Gebühr. Anders bei Transaktionen im Ausland: Da wird dem Kreditkartenkunden ein Fremdwährungszuschlag verrechnet. Diese Gebühr hat die Kreditkartenherausgeberin Viseca per 1. April um 0,25 auf 1,5 Prozent erhöht. Betroffen sind über eine Million Inhaber von Mastercard- oder Visa-Karten. Die Viseca gibt die Kreditkarten für die Kunden von Kantonalbanken, Raiffeisen, Migros Bank, Bank Coop und Regionalbanken heraus.
In einem internen Schreiben an die angeschlossenen Banken führt die Viseca Argumente an für den Aufschlag: «Die Höhe der Bearbeitungszuschläge wird gemäss unseren Erkenntnissen von der Mehrheit der Kunden wenig beachtet.» Oder anders gesagt: Die meisten Kunden merken gar nicht, wenn es teurer wird. Ferner betont die Viseca, dass sie auch mit 1,5 Prozent Gebühren «konkurrenzfähig positioniert» bleibe (saldo 4/10).
Tatsächlich bewegt sich die Viseca mit ihrem Fremdwährungszuschlag im Mittelfeld der angebotenen Karten. Die Gebühren reichen von 0,9 bis 2,5 Prozent. Der Bearbeitungszuschlag ist aber nur ein Faktor. Ebenso wichtig ist bei Fremdwährungstransaktionen der angewandte Kurs.
saldo hat verglichen, wie viel einem Kunden effektiv belastet wird, wenn er mit seiner Kreditkarte im Ausland für 1000 Euro respektive 1000 Dollar einkauft. In den Vergleich einbezogen wurden zwölf gängige Kreditkarten. Für Viseca-Karten gelten bei Fremdwährungstransaktionen immer dieselben Konditionen, weshalb diese in der Tabelle zusammengefasst sind. Weil manche Kartenherausgeber die Wechselkurse mehrmals täglich aktualisieren, wurde im Vergleich der 1. April, 10 Uhr, als Verbuchungszeitpunkt festgelegt.
Coop Verde, Swiss Miles & More Classic: Höchster Fremdwährungszuschlag
Der Vergleich zeigt: Am besten fährt man im Ausland mit den kostenlosen Kreditkarten Visa Bonuscard von Jelmoli und der Halbtax Visa der SBB. Der Bearbeitungszuschlag beträgt zwar bei beiden Karten happige 2 Prozent, doch der von der Herausgeberin Jelmoli Bonus Card berechnete Wechselkurs ist sehr günstig.
Bei einem Einkauf in der Höhe von 1000 Euro findet der Kunde auf seiner Kreditkartenrechnung den Totalbetrag von Fr. 1457.60 (Kurs: 1,429), bei 1000 Dollar werden Fr. 1076.80 (Kurs: 1.0557) verbucht. Jelmoli Bonus Card erklärt, dass sie den vorteilhaften Visa-Interbankenkurs verwendet und nicht einen – wie im Schweizer Kreditkartenmarkt üblich – normalen Kunden-Devisenkurs.
Die teuersten Kreditkarten im Vergleich sind die Coop Verde American Express und die Swiss Miles & More Classic (Mastercard oder Visa). Herausgeberin beider Karten ist die Credit-Suisse-Partnerfirma Swisscard.
Nebst dem relativ hohen Wechselkurs, den die Swisscard bei all ihren Kreditkarten verrechnet, kommt bei diesen zwei Karten mit 2,5 Prozent auch noch der höchste Fremdwährungszuschlag hinzu. Für 1000 Euro muss der Kunde insgesamt Fr. 1479.55, für 1000 Dollar Fr. 1096.85 hinlegen. Das sind 1,5 (Euro) respektive 1,86 Prozent (Dollar) mehr als bei den Karten von Jelmoli. Zu beachten ist ferner, dass diese beiden Kreditkarten nicht etwa kostenlos sind, sondern mit Fr. 69.– (Verde) und Fr. 120.– (Miles & More) pro Jahr zu Buche schlagen.
Postfinance-Karten: Im Vergleich am zweitgünstigsten
Mit 0,9 Prozent berechnen Cornèr Bank und die Postfinance ihren Kreditkartenkunden die tiefsten Fremdwährungsgebühren. Andererseits verwendet die Cornèr Bank – im Vergleich zur Konkurrenz – den höchsten Wechselkurs, sodass ihre Mastercard und Visa-Karte beim Auslandeinsatz zu den unattraktiveren gehören. Die Postfinance greift auf den günstigeren UBS-Devisenkurs zurück. So schneiden die Postfinance-Kreditkarten am zweitbesten ab.
Wegen verhältnismässig günstiger Wechselkurse können sich die Standard-Kreditkarten von Herausgeberin Viseca trotz Gebührenerhöhung im mittleren Preissegment behaupten. Die Karten kosten allerdings 100 Franken Jahresgebühr und sind im Auslandeinsatz ähnlich teuer wie die Gratis-Kreditkarten von Migros (M...Mastercard) und Coop (Supercard plus).
Die Swisscard, die durch relativ hohe Wechselkurse auffällt, bezeichnet den saldo-Vergleich als «Momentaufnahme». Da die Wechselkurse sich ständig änderten, bleibe offen, ob sich die Aussagen verallgemeinern lassen. saldo hat allerdings die Wechselkurse von drei verschiedenen Buchungsdaten miteinander verglichen – die Rangliste ändert sich kaum.
Kreditkarten für Vielreisende sind besonders teuer
Weiter sagen die Kreditkartenfirmen, dass Kreditkarten mit Jahresgebühren ganz andere Produkte seien als Gratiskarten. Die kostenpflichtigen Kreditkarten rechtfertigen sie mit Zusatzleistungen wie höherer Ausgabelimite, Reiseversicherung, exklusiverem Design oder Bonusprogrammen.
Umso mehr erstaunt es, dass die für Vielreisende konzipierte Swiss Miles & More im saldo-Vergleich nebst der höchsten Jahresgebühr auch beim Einkaufen im Ausland am teuersten ist. Swisscard-Sprecher Urs Knapp erklärt, dass der Bearbeitungszuschlag «aufgrund des Karteneinsatzprofils des jeweiligen Kundenstammes» festgelegt wird.
Mit anderen Worten: Beim Kundensegment, das besonders oft ins Ausland reist und dort viel Geld ausgibt, bedient sich die Kreditkartenfirma mittels höherer Gebühren besonders grosszügig. Sprecher Knapp rechtfertigt diese Geschäftspraxis mit dem Verursacherprinzip.